Korrespondenz: Venezuela im Fadenkreuz

„Früher oder später können Sie mit Chavez [sic] nicht
weitermachen, so wie er sich benommen hat. Wenn die Frage sein sollte, es
früher oder später zu tun, dann tun Sie es früher. Später wird die  Überraschung geringer sein.“

[Klaus- Jürgen Hedrich, ehem.CDU- Bundestagsabgeordneter
laut Washington Times, Mai 2004]

München: „Venezuela im Fadenkreuz- Verdeckte Interventionen
aus den USA und Europa gegen die Bolivarianische Republik“. Dies war am 30.11.05
Veranstaltungsinhalt, zu dem das Eine Welt Haus in München zusammen mit dem
Veranstalter Venezuela Avanza München einlud. Der Hauptreferent Ingo Niebel,
Historiker und Journalist aus Köln, gab auf der mit etwas über 60 Zuhörern gut
besuchten Veranstaltung eine sehr fakten- und kenntnisreiche Übersicht über die
Putsch- und Destabilisierungsversuche, die von den USA und der EU gegenüber
Venezuela bisher durchgeführt worden sind.

 

Historische
Erfahrungen in Lateinamerika

Ingo Niebel erinnerte in seinem Referat zunächst an die
Rolle der USA gegenüber der damaligen Volksfrontregierung „Unidad Popular“
unter Salvador Allende in Chile. Allendes Wahlbündnis, dass nach den
siegreichen Wahlen Sozialprogramme und Verstaatlichungen von US- Unternehmen
durchführte, ist unter massiver Beihilfe des US- Imperialismus gestürzt worden.
Ingo Niebel wies die Suizid-Lüge vom Tode Allendes, die von bürgerlichen Medien
damals in der ganzen Welt verbreitet wurde, zurück.

Er sprach in diesem Zusammenhang die Beziehungen von deutschen
Politikern wie F.J. Strauß zu dem Putschisten und Faschisten Pinochet zu dieser
Zeit ebenso an wie die Rolle der deutschen Parteien und Stiftungen, die den
Putsch guthießen.

Auch auf die Erfahrungen in Nicaragua machte der Referent
aufmerksam, um die Gefahren, die jetzt Venezuela verschärft drohen ernst zu
nehmen.

Er stellte die wichtigsten Gründe heraus, was Venezuela seit
dem Regierungsantritt des Linksbündnis unter Chavez gegenüber imperialistischen
Mächten wie den USA „verbrochen“ hat.

 

Was Venezuela
„verbrochen“ hat

Er führte den Widerstand Venezuelas gegen die beiden
Freihandelszonen ALCA und NAFTA ebenso auf, wie die geopolitische Bedeutung
Venezuelas hinsichtlich seiner Gas- und Ölvorkommen. Die USA mit 25 Prozent
Ölverbrauch, vor China mit 8 Prozent, sind der weltweit größte Ölverbraucher
und setzen, wie wir wissen, alles daran die verbliebenen Reserven möglichst
selbst zu kontrollieren oder zu fördern. Venezuela gehört zu den fünf größten
Erdölförderern weltweit und besitzt die größten Öl- und Gasreserven außerhalb des
Nahen- und Mittleren Osten!

Seit 1999 hat die Regierung um Hugo Chavez das
Gesundheitswesen von Null an aufgebaut. Hilfe bekam das Land u.a. von Cuba, das
Ärzte in das Land entsendet hat. Also ebenso wie in den siebziger Jahren in
Chile, bietet sich Cuba als Verbündeter an, was in konservativen Kreisen der
USA schon Grund genug ist, dieses Land zu ächten.

Desweiteren konnten bei Regierungsantritt 1,7 Millionen
Menschen nicht lesen und schreiben. Eine Analphabetisierungskampagne hat diesen
Menschen innerhalb von 3-5 Jahren das Lesen und Schreiben beigebracht. Bemüht
ist die Regierung auch in der Wohnungsfrage, viele Menschen hausen in Venezuela
noch unter erbärmlichen umständen. Programme hierzu sollen derzeit anlaufen.

Ähnliche gesellschaftliche Probleme wie in Venezuela gibt es
natürlich in den Nachbarländern, wie z.B. in Bolivien. Denn in Bolivien sind
ebenso hohe Gas- Und Ölvorkommen vorhanden, die von ausländischen Ölkonzernen
ausgebeutet werden. Während breite Bevölkerungsschichten in Armut leben, werden
die Reichtümer des Landes ausgebeutet!

So hat die Politik Venezuelas, Wirkung auf ganz
Latainamerika. Irritiert nehmen die USA jede Entscheidung, jede Reform in
diesen Länder zur Kenntnis, die gegen ihre Interessen und Vorhaben gerichtet
ist und ihre Profitaussichten gefährdet!

 

Die Mittel und
Methoden

Mit Hilfe der bürgerlichen Leitmedien wird in den USA und in
Europa versucht die Regierung unter Chavez als brutale Diktatur, mindestens
aber als Feind der Demokratie darzustellen. Mit Darstellung über das Vorgehen
des Regierungsbündnisses gegenüber der Opposition in den Medien, soll die
breite Öffentlichkeit wohl die Mittel und Methoden, die gegen das Land
eingesetzt werden besser akzeptieren lernen.

Besonders die Unterstützung von Militärgerät und Truppen im
Nachbarland Kolumbien, dessen Präsident Uribe, der das Land gar als
Aufmarschgebiet für US-Truppen zur Verfügung stellt, wäre hierzu erwähnenswert.
2000 Kilometer Grenzgebiet zum Nachbarland Kolumbien sind so eine enorme Bedrohung.

Die Bundesrepublik geht in dieser Hinsicht konform mit den
USA. Hierzulande wird ebenso gegen die gewählte Regierung Venezuelas Stimmung
gemacht.

Niebel stellte bürgerliche Parteien in die Kritik, die über
ihre Parteistiftungen agieren, die CDU über die Konrad Adenauer-Stiftung, die
SPD über die Friedrich Ebert-Stiftung. Und selbst der DGB teilt die
Einschätzungen der SPD-Parteistiftung und macht gegen die Vorbildfunktion
Venezuelas in Latainamerika in Veröffentlichungen Stimmung!

Diese und noch einige weitere Fakten und Aspekte sprach
Niebel an. Sein Referat endete mit den Worten: „Augen auf und wachsam
sein!“                                                                       

ro

Hinweis: Auf der Veranstaltung wurde umfangreich Literatur
über Venezuela, aber auch über Cuba angeboten. Zu empfehlen ist ein Büchlein
über die Verfassung der Bolivarischen Republik Venezuela, aktuell erschienen im
Neue Impulse Verlag, Hoffnungstr.18, 45127 Essen.