Ton Veerkamp lockt mit einem viel versprechenden Titel. Doch
leider enttäuscht das Buch. Langatmig quält der Autor den Leser mit der zwar
langen, aber doch oberflächlichen Darstellung der Theorie verschiedener
liberaler Ökonomen bis zu den heutigen Vertretern des so genannten
Neoliberalismus. Dazu skizziert er die ökonomische Entwicklung ebenso wie die
Entwicklung der ökonomischen Theorie. Dabei gibt es immer wieder gute
Widerlegungen neoliberaler Thesen. Oftmals gelingt es ihm, die theoretische
Lächerlichkeit mancher neoliberaler Position zu entlarven. Doch insgesamt ist
die Auseinandersetzung allgemein gehalten. Eine gründliche ökonomische Analyse
der Thesen und der Praxis fehlt. So bleibt die Gegenposition thesenhaft und
schwammig.
Ton Veerkamp beruft sich immer wieder auf Marx. Er zeigt –
und da hat er Recht -, wie gut Marx das kapitalistische System analysiert hat.
Allerdings bemüht er sich immer wieder Marx in Details zu korrigieren. Das wirkt
wirklich bemüht.
Am Ende, wo es um die Konsequenzen geht, greift Veerkamp den
Marxismus offen an. Er wirft ihm vor, das Problem der „Ausgeschlossenen“ (Damit
meint er die Menschen, die im kapitalistischen Produktionsprozess nicht mehr
benötigt und aussortiert werden.) nicht zu erkennen. Er meint, das sei „ein
schwarzes Loch in der marxistischen Theorie“ (S.207). Kurioserweise zitiert er
auf derselben Seite Marx, der davon spricht, dass durch die Entwicklung der
Produktivkräfte „die Mehrzahl der Bevölkerung außer Kurs“ (MEW 25, S.274)
gesetzt werde. Marx sah das Problem, das heute in massiver Form weltweit und
auch in den Industriestaaten auftritt, also sehr wohl! Folgt man Veerkamp in
seiner Logik, so ist wegen der „Fragmentisierung der Gesellschaft“ (S.236 f.)
das Konzept des Klassenkampfes nicht mehr wirksam und hat ausgedient. Er meint,
der Marxismus habe eine religiösen Charakter mit Glaubenssätzen angenommen,
genauso wie die neoliberalen Theoretiker einen religiösen Glauben in die Allmacht
des Marktes entwickelt hätten.
Doch Veerkamp selbst rettet sich in quasi-religiöse
Hoffnungen. Er verlangt eine Rechts- statt einer Gnadenordnung und er fordert
Würde, ohne allerdings anzugeben, wie diese edlen Grundsätze in dieser
Gesellschaft verwirklicht werden sollen. Im Epilog hofft er dann auf eine
Wunderlampe, wie Aladin sie hatte. Das ist für die Menschen, die aktiv gegen
den Kapitalismus und den so genannten Neoliberalismus kämpfen, sicher kein
gutes Rezept. Es scheint doch besser zu sein, auf die eigenen Kräfte zu
vertrauen und diese zu stärken, statt auf einen Geist aus der Lampe zu warten.
Ton Veerkamp, Der Gott der Liberalen, Argument-Verlag 2005,
ISBN 3-88619-470-1, 14,90 Euro