Am Samstag, 22. Oktober konnten Kieler Antifaschisten vom
Deutschen Freidenker-Verband eine Gruppe Antifaschisten von der Folkebevægelsen
mod Nazisme (FMN) aus Dänemark in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg
begrüßen.
Der Besuch war lange vorher geplant und die dänischen
Genossen hatten sich gut vorbereitet. Die Museumsverwaltung der Gedenkstätte
hat bisher keine Schriften in dänischer Sprache erstellt, so musste vorher das wichtigste übersetzt werden und
wurde den Teilnehmerinnen zur
Vorbereitung übergeben. Um 14.30 Uhr begrüßte Lena unsere Museumspädagogin, die
aus Russland stammt und in Hamburg zz. Germanistik studiert, und wir Kieler die
25 Gäste als sie aus ihrem großen weißen Bus stiegen. Große weiße Busse sind
schon einmal dort vorgefahren. Im März 1945 wurden im KZ-Neuengamme alle noch
lebenden dänischen, norwegischen und schwedischen KZ-Insassen aus mehreren
Konzentrationslagern zur Weiterbeförderung in Ihre Heimat gesammelt. Weiße
dänische Busse holten Sie ab. Das Bild zeigt einen dieser Busse bei der Ankunft
in Schweden.
Einer von ihnen war Frede Klitgaard der nun das erste Mal
nach seiner Rettung wieder das Gelände des ehemaligen KZs betreten wollte. Die
Begrüßung war sehr herzlich und nachdem wir uns alle die Hände geschüttelt
hatten gingen wir in einen Gruppenraum um uns und die Gedenkstätte
vorzustellen. Der Genosse Frede, der schon über 80 Jahre alt ist, erwies sich
als kompetenter und sehr rühriger Gesprächspartner der neben seiner
Heimatsprache auch noch englisch, deutsch und russisch sprach. Frede wurde von
den Nazis inhaftiert weil er Kommunist war und aktiv am antifaschistischen
Kampf teilnahm. Er ist bist heute ein unermüdlich arbeitender Antifaschist und
steht als Zeitzeuge allen Interessierten zur Verfügung.
Unser Altgenosse Günter, der den Besuch mit vorbereitet
hatte, selber aber nicht kommen konnte, richtete eine Grußbotschaft an die
Gäste, die verlesen wurde und mit großem Beifall aufgenommen wurde.
Das ehemalige KZ-Gelände diente bis in die 90er Jahre teilweise als Jugendgefängnis
“Liebe Freunde und Genossen, leider kann ich euch heute aus
gesundheitlichen Gründen nicht persönlich begrüßen. Dennoch möchte ich, dass
ihr von einer Begegnung erfahrt, die ich in eurem Land hatte und die mein Leben
ein Stückchen mitgeprägt hat.
Ich war in den 70er Jahren Teilnehmer des ersten dänischen
Ostermarsches. Er führte von Roskilde nach Kopenhagen und richtete sich gegen
die Stationierung von Atomraketen in eurem Land. Es war sehr kalt und es
schneite, dennoch marschierten tausende Kommunisten, Sozialisten,
Sozialdemokraten und auch Christen an diesem Tag für den Frieden. Am nächsten
Tag berichtete die Zeitung Berlingske Tidende ausführlich von diesem Ereignis.
Auf der ersten Seite war nur eines: ein ganz großes Bild, auf dem nur Hunderte
von Füßen zu sehen waren, die durch den dänischen Schnee stampften.
Unsere Delegation war nicht in einem Hotel, sondern bei
Friedenskämpfern in Kopenhagen untergebracht. Ich wohnte bei einem Mann, der
schon für die internationalen Brigaden, die in Spanien gegen die
Franco-Faschisten gekämpft hatten, als Anwerber tätig war. Zurzeit der Besetzung
durch die Nazitruppen wurde er vom dänischen Freiheitsrat zum Chef des
militärischen Widerstandes gegen die faschistischen Besatzer ernannt. Sein Name
war Sven Wagner.
Ich blieb noch einige Tage bei ihm wohnen, weil ich noch
Verhandlungen mit Genossen in Kopenhagen zu führen hatte. An einem Tag besuchte
Sven mit mir das Freiheitsmuseum an der Langen Linie . Am Ende des Besuches
sagte er mir:
‘Günter, in keiner Stunde meines Lebens, habe ich vergessen,
dass man zwischen Deutschen und Faschisten unterscheiden muss!’“
Danach meldete sich Frede wieder zu Wort: „Faschismus ist
kein deutsches Phänomen. Die Ursache ist der Kapitalismus!“
Der Besuch der neuen Ausstellung in der ehemaligen
zweistöckigen Unterkunftsbaracke zog sich über zwei Stunden hin. Dabei hatten
wir mit Hilfe der mit angereisten Dolmetscher, die Gelegenheit den Aufbau und
die Perversion der „Vernichtung durch Arbeit“ zu erklären. Zum Schluss wurden
Kränze am Mahnmal niedergelegt und eine kleine Rede gehalten.
Am Abend waren wir in einem linken, selbst verwalteten
Jugendhaus in Hamburg-Bergedorf zu Gast. Die dänischen Genossen waren schon
seit 5 Uhr morgens unterwegs und freuten sich nun über das gemeinsame
Abendessen. Nach dem Essen haben wir noch bis spät in die Nacht über den
antifaschistischen Kampf in Deutschland und Dänemark diskutiert und viele
Fragen beantwortet. Es ist erschreckend wie wenig Dänen und Deutsche über den
antifaschistischen Kampf in den Nachbarländern wissen. Dem soll abgeholfen
werden! Es wird weitere Begegnungen, auch mit Jugendlichen in der Gedenkstätte
geben und es wird Begegnungen in Kopenhagen und Flensburg geben. Es ist ein
antifaschistischer Stadtrundgang in Flensburg, dem letzten Sitz der
nationalsozialsozialistischen Regierung geplant und eine Treffen mit Widerstandskämpfern
in Kopenhagen, ebenfalls mit antifaschistischem Stadtrundgang. Beide
Veranstaltungen werden in der ersten Hälfte des kommenden Jahres stattfinden.
Interessenten können sich schon heute unter freidenker-kiel@online.de melden.
K. B.
Über die KZ-Gedenkstätte Neuengamme:
www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de
Mehr über das KZ Neuengamme:
www.beepworld.de/members15/jugendweihe-info/niewiederkrieg.htm
Über die FMN:
Über die Kieler Freidenker: