Mit massiver Erpressung versucht die Geschäftleitung des
Kirchheimer Autositze-Herstellers Recaro, die ca. 370 Mitarbeiter/innen des
Kirchheimer Werkes ohne jeden Lohnausgleich in die 40-Stundenwoche zu zwingen.
Vorwand: „Wir haben im Standort Kirchheim ein Kostenproblem“, so der
Vorsitzende der Recaro-Geschäftsführung, Horst Kespohl. im Frühjahr (zitiert
nach Esslinger Zeitung vom 25.10.2005). Die Geschäftsleitung will wegen
geringerer Deckungsbeiträge bei bereits abgeschlossenen Neuaufträgen sich mit
Kostensenkungen von 3,6 bis 4 Mio. Euro beim Personal schadlos halten. Das
macht im Jahr durchschnittlich rund 10.000 Euro pro Mitarbeiter aus! Ein
Hammer! Zumal die Beschäftigten bei Recaro bereits in den letzten Jahren
spürbare Einschnitte sowohl beim Geld als auch bei sonstigen Arbeitsbedingungen
haben hinnehmen müssen. Außerdem trat Recaro aus dem Arbeitgeberverband aus.
Die Recaro GmbH stellt mit Autositze her und gehört zur
Keiper-Recaro-Gruppe, die sich im Besitz der Familie Putsch befindet. Bekannt
ist Recaro auch durch die Ausstattung der Stadionsitze von Bundesligaclubs, die
jede Woche in der Sportschau zu sehen sind.
Innerhalb der Recaro Betriebe werden die Rechte der
Mitarbeiter mit Füßen getreten. Im Juni 2005 schritt man zur Tat: Die
Belegschaft wurde aufgefordert, neue Arbeitsverträge zu unterschreiben, womit
Recaro beim Personal die knapp 4 Millionen Euro eintreiben will. Sollte nicht
eine große Mehrheit der Beschäftigten unterschreiben, drohte die
Geschäftsleitung mit Verlagerungen, bis hin zur kompletten Schließung des
Standorts Kirchheim. In einer Presserklärung vom 4. Oktober 2005 erklärt die IG
Metall Esslingen: „Unter bewusster Missachtung gesetzlicher Bestimmungen
versucht die Geschäftsführung mit allen Mitteln, Mitarbeiter zur Unterschrift
unter einen neuen Arbeitsvertrag zu nötigen.“
Mit dem neuen Arbeitsvertrag, der zum 1. Januar 2006 wirksam
werden soll, verlangt die Geschäftsleitung den kompletten Verzicht auf
tarifliche Regelungen! Auf Grund der massiven Drohungen, des großen Drucks
durch Personalgespräche und massiver Einschüchterung, auch auf Grund
willkürlicher Versetzungen haben inzwischen rund 80 Prozent der
Tarifbeschäftigten den neuen Arbeitsvertrag unterschrieben.
Ca. 20 Prozent der Tarifbeschäftigten aber verweigern sich.
Nachdem Mitte September 68 Beschäftigte den neuen
Arbeitsvertrag noch nicht unterschrieben hatten, hat die Geschäftsleitung damit
begonnen, zwei Bereiche fremd zu vergeben und so die unliebsamen Mitarbeiter
los zu werden. Outsourcing, um Mitarbeiter los zu werden, die es wagen, nicht
das zu tun, was die Geschäftsleitung will!
Außerdem droht die Recaro-Geschäftsleitung den
Vertragsverweigerern offen damit, das Arbeitsverhältnis zu kündigen.
Die IG Metall, Verwaltungsstelle Esslingen, erklärte
gegenüber der Esslinger Zeitung, Mitarbeiter, die den neuen Arbeitsvertrag
nicht unterschrieben hätten, seien „ohne jeglichen sachlichen Grund“ auf
andere Arbeitsplätze strafversetzt worden. Zehn Beschäftigten sei bereits
gekündigt worden.
Eine beabsichtigte elfte Kündigung sei nicht ausgesprochen
worden, nachdem der betreffende Mitarbeiter den neuen Arbeitsvertrag
unterzeichnet hatte.
Laut IG Metall wird dem Betriebsrat das Recht zur
Mitbestimmung verweigert. Zwei Betriebsratsmitglieder, die den neuen
Arbeitsvertrag auch nicht unterschrieben hätten, seien unter Fortzahlung der
Bezüge von der Arbeit freigestellt worden. Auch diese Maßnahme bezweckt die
Einschüchterung von Mitarbeitern und stellt zudem eine Behinderung der
Tätigkeit des Betriebsrats dar, laut Gesetz ein Straftatbestand.
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