Pressemitteilung: Über 80 Schüler, Lehrer und Eltern protestieren im Weseler Rathaus gegen die Abschiebeandrohung der kurdischen Familie Erkil

Wesel: Demo gegen Abschiebung der Familie Erkil

Offener Brief an die Verantwortlichen der Stadt Wesel

Protestaktionen des Initiativkreises in Planung

Gegen 15 Uhr versammelten sich heute über 80 Schülerinnen
und Schüler mit ihren Eltern und Lehrerinnen, um gegen die am 12.09.05
schriftlich erfolgte Abschiebeandrohung an die kurdische Familie Erkil durch
die Kreisausländerbehörde zu protestieren.

Dezernent Michelbrink und der Leiter der
Kreisausländerbehörde, Herr Gandoy, empfingen die Protestierenden freundlich,
zeigten sich jedoch unnachgiebig gegenüber der Forderung, sich im Sinne der
Familie Erkil zu äußern.

Gebetsmühlenartig wies Herr Michelbrink jede Verantwortung
von sich und behauptete, keinen Einfluss auf die Entscheidung zu haben. Auf
zahlreiche Fragen und Appelle der anwesenden Mitschüler der Kinder der Familie
Erkil antwortete Herr Michelbrink durch die Benennung der allgemeinen
Verfahrensweise der Ausländerbehörden ohne konkrete Aussagen zu tätigen.  

Die Verweise auf die politische Verfolgung Herrn Mehmet
Erkils, der kriegerischen Auseinandersetzungen in den kurdische Gebieten der
Türkei, die Kriegstraumatisierung und damit verbundene Reiseunfähigkeit Frau
Sabahat Erkils ließ Herr Michelbrink nicht gelten und behauptete, es gäbe keine
Folter oder bewaffnete Auseinandersetzungen in der Türkei sowie dass Frau Erkil
reisefähig wäre.

Frau Jaschik übereichte Herrn Michelbrink im Namen von 14
Familien und Einzelpersonen einen Offenen Brief, indem die Bürgermeisterin Frau
Westkamp (SPD), die Verwaltung und Amtsärzte aufgefordert werden, Rückgrat zu
zeigen und sich für das Bleiberecht der kurdischen Familie Erkil, die seit über
10 Jahren in Deutschland lebt, einzusetzen.

Der Initiativkreis begrüßt die couragierte Protestaktion im
Rathaus und den Offenen Brief der Weseler Familien. Die relativierenden
Aussagen Herrn Michelbrinks zur politischen Situation in der Türkei und dem
Gesundheitszustand Frau Sabahat Erkils weisen wir auf das Schärfste zurück.
 

Es ist einfach belegbar, dass sich die
Menschenrechtssituation in der Türkei zunehmend verschlechtert. Renommierte
Organisationen wie amnesty international oder der türkische Menschenrechtsverein
IHD (siehe Anlage) haben bereits mehrfach darauf hingewiesen.

Die damit verbundene Notwendigkeit, Frau Erkil die
Möglichkeit zu geben, ihre Kriegstraumatisierung in Deutschland behandeln zu
lassen und ihre Reiseunfähigkeit nach einem erst vor wenigen Wochen erfolgten
Suizidversuch aus Angst vor der Abschiebung, ist offensichtlich.

Wir halten an unserer Forderung, der Familie Erkil einen
gesicherten Aufenthaltsstatus zu gewähren fest und bereiten weitere
Protestaktionen vor.

Wir laden alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich an unserer
Initiative zu beteiligen.

Nähere Informationen erhalten Sie unter: www.jlwesel.de

Für Nachfragen stehe ich gerne unter 0160/6222497 zur
Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Henning v. Stoltzenberg

Für den Initiativkreis „Bleiberecht für Familie Erkil“