Mit über 800 Teilnehmern soll die Montagsdemonstration nach
Angaben von Aktiven in Rostock größer als die von letzter Woche gewesen sein.
Allerdings ist insgesamt eine abnehmende Tendenz zu beobachten. Vor einigen
Wochen kamen in Rostock noch 8.000 zusammen.
Eine wichtige Ursache der Abnahme scheint in Rostock der
Konkurrenzkampf verschiedener Organisationen auf dem Rücken der Menschen zu
sein, die ehrlich und spontan gegen Hartz IV kämpfen wollen. Dieser Kampf war
auch an diesem Montag deutlich zu spüren. Ob SAV, MLPD, PDS oder DGB, sie alle
versuchen die Führung zu erringen. Der Streit der diversen „Führer“ wird offen
auf der Demonstration ausgetragen. Da wirbt die MLPD für die Demonstration am
3.10.04, während die meisten anderen zum 2.10.04 in Berlin aufrufen. Da wird
einem MLPD-Vertreter das Mikrofon verweigert. Da wird die Demonstration zum
Schaulauf der verschiedenen Organisationsfahnen. Dadurch wirkt die Demonstration
so, als ob es hier um die verschiedenen Gruppen und ihre Machtansprüche geht,
während der eigentliche Anlass, Hartz IV, in den Hintergrund rückt.
Erfreulich war die offene Reaktion vieler Menschen. Der Hass
auf Hartz IV und den ganzen Sozialabbau war sowohl bei den Teilnehmern der
Demonstration als auch bei der überwiegenden Mehrheit der Passanten deutlich
spürbar. Das Potential ist also durchaus noch vorhanden. Es wird nur durch den
Konkurrenzkampf der „großen Führer“ abgeschreckt und nicht richtig entfaltet.
Unsere Zeitung „Arbeit Zukunft“ und unser Flugblatt wurden
einem teilweise aus den Händen gerissen. Das Interesse war sehr groß. An vielen
Stellen standen Menschen herum und lasen das Flugblatt bzw. „Arbeit Zukunft“
intensiv und es kam zu einer Reihe interessanter Gespräche.
ernst