Kommentar: Warum der Kapitalismus die Krise nicht bewältigen kann

Sehr überraschend ist es nicht, dass die ganzen Reformbemühungen der
Herrschenden scheitern. Ebenso ist es nicht gerade eine Sensation, dass
z.B. die CDU-Rentenpläne genauso drastisch oder gar schlimmer wie die
von SPD und Grünen sind. Viele Menschen erwarten nichts mehr Positives
„von denen da oben“. Richtig! Politikwechsel, wie sie immer wieder
gefordert werden, bringen nichts. Weder Politiker noch Unternehmer und
Banken haben dieses System im Griff – es ist unmöglich.
Das kapitalistische System lebt vom Profit, vom Höchstprofit. Kapital
wird angelegt, damit es mehr wird – nicht weniger. Das sind eigentlich
Binsenwahrheiten, die von einer Menge Sachverständigen, Fachleuten,
Wissenschaftlern mit immer neuen Wortschöpfungen und Pseudo-Erklärungen
vernebelt werden.
Deshalb kann das Kapital langfristig auch keine Rücksicht auf die
Menschen und ihre Bedürfnisse nehmen. Letztendlich setzen sich die
Bedürfnisse der Kapitalverwertung durch. Und das ist immer schwieriger.
Denn durch die gnadenlose weltweite Konkurrenz, ist das Kapital
gezwungen zu modernisieren, zu rationalisieren oder schlicht gesagt die
Ausbeutung zu erhöhen. Das bedeutet Entlassungen und zwar massenhaft.
Das bedeutet Flexibilisierung, unsichere Arbeitsverhältnisse wie
Leiharbeit, befristete Arbeitsverhältnisse usw. Das Kapital erreicht so
mehr Ausstoß mit weniger Arbeitskräften, also höhere Produktivität. Es
zahlt dafür aber mit höheren Investitionskosten. Dies führt abgesehen
von Krisenzeiten in der Regel zu einer Steigerung der Profitmenge, aber
zugleich zu einem Fallen der Profitrate, d.h. der Verzinsung des
eingesetzten Kapitals. Das erzwingt neue Entlassungen,
Rationalisierung, Erhöhung der Produktivität, Erhöhung des Ausstoßes an
Waren. Eine unendliche Geschichte.
Doch diese unendliche Geschichte hat sehr viele Haken (sprich:
Widersprüche). Die Massenarbeitslosigkeit führt zu einer Einengung des
Marktes. Wer soll die vielen schönen neuen Produkte kaufen? Die
Massenarbeitslosigkeit führt zu geringeren Einnamen bei der
Sozialversicherung und damit zu deren Zusammenbruch bzw. immer
dramatischeren Kürzungen. Also: Wieder Einengung des Marktes. Je mehr
das Kapital rationalisiert, desto stärker sinkt die Profitrate, desto
schwieriger wird die Kapitalverwertung, desto größer wird die
Arbeitslosigkeit, desto mehr Brechen die Sozialsystem zusammen usw. usf.
Eine Lösung in diesem System ist nicht möglich. Es bietet den
Arbeitern, Angestellten, Beamten, Bauern, Rentnern, Arbeitslosen und
ihren Familien keine Perspektive mehr.
ernst