Irak: Saddam gefangen – aber der Widerstand geht weiter

Irak: Saddam gefangen – aber der Widerstand geht weiter

Nach der Gefangennahme Saddam Husseins
am 13.12. in einem Erdloch auf einem Bauernhof südlich von Tikrit
triumphierten die USA und ihr irakischer „Regierungsrat“. Dies sei ein
„bedeutender Erfolg“ bei der „Stabilisierung“ und „Befriedung“ des Irak.

Mittlerweile ist klar, dass im Irak nichts stabiler geworden ist.
Saddam Hussein war, wie wir schon oft betont haben, nicht der Kopf des
Widerstandes gegen die US-Besatzung des Irak. Er war ein Diktator, der
beispielsweise in Hallabjah Tausende kurdische Zivilisten mit Giftgas
aus deutschen Lieferungen grausam ermorden ließ. Er war lange Zeit ein
Freund und Kumpan des US-Imperialismus. Er hatte, wie sich während des
Irak-Krieges zeigte, kaum Rückhalt. Seine Machtbastionen wie die Armee
und die Republikanischen Garden lösten sich unter den Schlägen der
US-Armee rasch auf.
Doch rasch entwickelte sich ein Widerstand gegen die US-Besatzer in
verschiedensten Formen – Passivität, Demonstrationen bis hin zum
militanten Kampf. Er hatte seine Wurzeln in der Politik des
US-Imperialismus. Ohne Rücksicht auf Verluste hatte er die
Zivilbevölkerung mit Bombenterror überzogen. Nach dem Ende des Krieges
gab es keine Freiheit, sondern Herrschaft der US-Konzerne, die jetzt
wie Halliburton, die ehemalige Firma des US-Vizepräsidenten Cheney, den
Irak ausplündern und sich am Krieg bereichern. Der Wunsch der Völker
des Irak nach Selbstbestimmung wurde nicht erfüllt. Das zeigt sich
unter anderem in den Unruhen in den nordirakischen Städten Kirkuk und
Mossul, wo die ungelöste Frage des Schicksals des kurdischen Volkes zu
Mord und totschlag zwischen den verschiedenen Nationalitäten führt. Der
US-Imperialismus will den Irak ganz und ungeteilt kontrollieren. Ebenso
will er seinem Verbündeten Türkei helfen. Deshalb erhalten die Kurden
nicht ihr volles und uneingeschränktes Selbstbestimmungsrecht bis hin
zum Recht auf Lostrennung.
Die ungelösten Probleme zwischen Schiiten, Sunniten, Kurden usw. führen
zu einem Pulverfass. Und der US-Imperialismus reagiert mit Gewalt.
Brutal werden Wohnviertel ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung
durchsucht, Häuser zerstört, Menschen bei geringsten Verdachtsmomenten
verhaftet und mißhandelt. Das schürt Hass und Widerstand.
Täglich gibt es einen oder mehrere Anschläge. Im November wurden allein
vier schwerbewaffnete Hubschrauber abgeschossen. Dabei mussten 39
Soldaten ihr Leben für die Machtinteressen der US-Konzerne geben.
Iraker wurden von den wild um sich schießenden US-Truppen dafür zu
Hunderten umgebracht. So macht man sich Freunde!
Saddam Hussein war und ist nicht der Repräsentant des irakischen
Widerstandes. Mit ihm haben die USA nur einen abgehalfterten Diktator
gefangen, wie ja auch ihre eigenen entwürdigenden Videos deutlich
zeigten. Spiegel-Online titelte am 15.12. „Der Widerstand ist zäher als
Saddam“. Der Spiegel zitiert den Terrorismus-Experten Tophoven: „Schon
das jämmerliche Ende Saddams in einem Erdloch zeigt, dass er sicher
nicht der Anführer dieses Widerstands war.“ Und weiter Spiegel: „Auch
Generalmajor Raymond Odierno, dessen 4. Infantriedivision bei der
nächtlichen Aktion bei Tikrit Lorbeeren erworben hat, sagte, bisher
gebe es keine Indizien, dass Saddam den irakischen Widerstand gelenkt
hätte. Bei ihm seien keine Kommunikationsgeräte gefunden worden, womit
der Widerstand hätte koordiniert werden können.“
Ein Iraker kurz nach der Festnahme Saddams: „Wir wollen Freiheit und Unabhängigkeit von den Amerikanern.“
ernst