IG Metall-Vorstand lehnt Schlafhorst/Autocoro Pläne ab! Die Geschäftsführung versucht Tatsachen zu schaffen!
Bereits in der letzten Nummer von
„Arbeit Zukunft“ berichteten wir über die Vorgänge bei
Schlafhorst/Autucoro in Mönchengladbach. „Arbeit Zukunft“Zeit wertete
die Vorgänge als einen Testlauf für alle Angriffe auf die Rechte der
Beschäftigten. Wir schrieben:„Die Vorgänge kann man gar nicht ernst
genug nehmen“
Wie berichtet, hatten sich die Mitarbeiter des Mönchengladbacher
Textilmaschinenherstellers in einer von der Geschäftsführung
erzwungenen Belegschaftsabstimmung bereit erklärt, statt 35 künftig 40
Stunden zu arbeiten und auf einen Teil ihrer Löhne (10% der Prämien) zu
verzichten. Dafür gibt das Unternehmen eine noch nicht einmal
eindeutige Standort-Garantie bis zum Jahr 2009. So würden angeblich in
Mönchengladbach 175 Arbeitsplätze gerettet, die ansonsten, so die
offene Drohung der Schlafhorst-Chefs, nach Tschechien verlagert werden
sollten. Diese Erpressungspolitik bekam den pompösen Name „Futura“, und
im September hatten über 60 Prozent der Belegschaft den Plänen
zugestimmt. Der Betriebsrat hatte dem ganzen Verfahren zugestimmt.
Im Teilwerk Übach-Palenwerk hatten Mitarbeiter und Betriebsrat die Maßnahmen allerdings mehrheitlich abgelehnt.
Jetzt hat der Vorstand der IG Metall in Frankfurt zunächst einen Strich durch die Rechnung des Schlafhorst-Managements gemacht:
Er verweigerte seine Zustimmung. Er begründete dies mit der
Befürchtung, der einzige deutsche Schlafhorst-Konkurrent, die Firma
Rieter aus Ingolstadt, würde benachteiligt. „Deshalb wollen wir eine
Branchenlösung, also einen Tarifvertrag für beide Unternehmen, finden“,
erklärt Wolfgang Nettelstroth, Sprecher der NRW-IGM, der besonders
bemüht ist zu betonen, dass es keine Zwistigkeiten zwischen
Mönchengladbach, NRW und Frankfurt gebe.
Somit hat der IG-Metall-Vorstand zumindest deutlich gemacht; dass er
die zentrale Bedeutung dieses Falls erkannt hat. Die beiden
Vorsitzenden, Jürgen Peters und Bertold Huber wandten sich sogar in
einem Brief an sämtliche IG Metall-Mitglieder bei Schlafhorst, in dem
sie versuchen, die Taktik der Ausweitung auf die Branche durch
Einbeziehung der Firma Rieter zu erläutern und dafür zu werben.
Somit ist Schlafhorts zu Recht „Chefsache“ bei der IG Metall. In diesem
Brief erwähnt der Vorstand auch, dass die Firma Rieter
Verhandlungsbereitschaft signalisiert habe, Schlafhorst/Autocora
dagegen nicht.
Denn auf Seiten von Schlafhorst kann man das Verhalten der IGM-Oberen
angeblich überhaupt nicht nachvollziehen. „Die Ablehnung kam völlig
überraschend. Geschäftsleitung, Betriebsrat und die Belegschaft sind
für das Projekt Futura“, so die Interpretation von Schlafhorst-Sprecher
André Wissenberg. Ein gemeinsamer Tarifvertrag mit Rieter sei nicht zu
akzeptieren, da so die Gefahr entstünde, dass Betriebsgeheimnisse zur
Sprache kommen. Auf jeden Fall müsse bis Ende des Jahres eine
Entscheidung vorliegen. „Wir wollen den Standort erhalten, aber wenn es
keine Lösung gibt, werden Teile der Produktion nach Tschechien
verlagert“, erklärt Wissenberg.
Inzwischen ist das Schlafhorst-Management zu dem Versuch übergegangen,
mit allen Mitarbeiter/innen in individuellen Arbeitsvertragsänderungen
die Futura-Regelungen durchzusetzen. Damit will man offensichtlich
Tatsachen schaffen und die IG Metall vollends ausboten. Zumindest aus
dem Betrieb in Übach-Palenberg ist bekannt, dass die dort zuständige
IG-Metall-Verwaltungsstelle Aachen ihren Mitgliedern rät, auf
individuellen Druck nicht einzugehen,den eigenen Arbeitsvertrag im Sinn
des „Futura-Projektes“ zu ändern. Der einzig richtige Schritt!
Das Kapital lässt nicht mehr locker!
In unserer ersten Bewertung der beunruhigenden Geschehnisse bei Schlafhorst/Autocoro schrieben wir:
„Der Augenblick des Roll-Back scheint gekommen. Das Kapital mobilisiert gegen die Gewerkschaft…..
Bis heute nehmen die „offizielle Gewerkschaft“, aber auch die
Gewerkschaftslinken nicht wahr, wie breit und grundlegend die
Bourgeoisie gegen unsere Gewerkschaftsrechte konspiriert!“
Die letzte Aussage kann zumindest insoweit korrigiert werden, als
immerhin der IG-Metall-Vorstand aufgeschreckt ist und den absoluten
Ernst der Lage erkannt hat!!. Ob man das vom der NRW-IG-Metall auch
sagen kann, muss bezweifelt werden. Allein die Tatsache, dass die IG
Metall im Bezirk und in Mönchengladbach bei „Futura“ mitzieht, die
Verwaltungsstelle Aachen aber immerhin die Kolleg/innen zu warnen
versucht, dass es also Anzeichen für Differenzen gibt, das spricht
Bände!!
In was für einer Lage aber findet sich der Vorstand der IG Metall
wieder! Das Wort „Defensive“ ist da eher geschmeichelt oder geschönt!
Die ganze Not der Situation machen folgende Zeilen aus dem Brief von
Peters und Huber an die IG-Metall-Mitglieder bei Schlafhorts deutlich:
„Richtig ist, dass eine generelle Ablehnung“ (des Futura-Projektes, die
Red.) „nicht erfolgt ist, sondern dem Unternehmen ein Angebot der IG
Metall schriftlich und mündlich unterbreitet wurde, das die
Auswirkungen des Projektes Futura auf die Beschäftigten der Firma
Rieter in Ingolstadt berücksichtigt…
…Ziele unseres innovativen Tarifsystems sind:
· Erhalt aller Produktionsstandorte Schlafhorst und Rieter…
· Begleitung des unvermeidlichen Beschäftigungsabbaus durch eine überbetriebliche Transfergesellschaft….“
Von der Verteidigung der 35-Stundenwoche ist bereits keine Rede mehr.
Da sind die Tatsachen bereits geschaffen. Nun heißt die Devise:
„Halten, was zu halten ist.!“
Auch Huber und Peters können nicht mehr halten, was die NRW-IG-Metall
bereits weggeben hat!! Ob man das überhaupt ernsthaft (und nicht in
Sonntagsreden) gewollt hat, darf bezweifelt werden. Der Vorstand sah
sich offensichtlich zum Handeln gezwungen, weil der Schlafhorst-Vorgang
die Organisation IG-Metall überhaupt in Frage stellt! Was nützt dem
Mitglied die Organisation, wenn diese den Zielen des Gegners zum
Durchbruch verhilft – durch Untätigkeit oder – schlimmer noch – durch
Billigung und Mittun?!
Richtig ist der Gedanke, die Basis für einen Abwehrkampf – und um
nichts anderes handelt es sich, bestenfalls! – dadurch zu verbreitern,
dass man versucht, die Unterbietungskonkurrenz in der Branche in den
Griff zu bekommen.
Aber: Der „unvermeidliche Beschäftigungsabbau“ wird bereits wie eine
Tatsache behandelt… da muss dann eine Beschäftigungsgesellschaft her
(„Transfergesellschaft“). Da sind wir also angekommen.
Ohne die Kolleg/innen, die Mitglieder wie die Nichtmitglieder kritisch
über alle Vorgänge im Unternehmen zu informieren und sie auf dieser
Basis zum Kampf aufzurufen, kann heute nichts mehr erreicht werden!
Schlafhorst lehrt uns, dass das Unterlassen dieser gewerkschaftlichen
und betriebsrätlichen Pflicht nicht nur zu einem Verschlafen der
übelsten Angriffe führt, sondern von Seiten des Kapitals offensiv
genutzt wird: „Was Ihr Gewerkschafter/innen nicht organisiert, das
organisieren wir!“ Mit der für das Kapital erfolgreichen
Belegschaftsabstimmung wurde der Betriebsrat ausgebootet. Das Schlimme
an der Lage bei Schlafhorst ist, dass die Kolleg/innen sich praktisch
in den Fängen der Geschäftleitung wieder finden!. Wenn jetzt alle
einzeln beim Personalchef aufreiten dürfen, um individuell einen neuen
Arbeitsvertrag vorgelegt zu bekommen, dann kann man das nicht anders
bezeichnen.
Dem Betriebsrat bei Schlafhorst-Übach-Palenberg gilt unser Respekt! Er
hat stets seine Kolleg/innen informiert und leistet nach unseren
letzten Informationen bis heute Widerstand gegen die Konzernpolitik.
Unser Bericht über Metabo macht deutlich. Dass Schlafhorst/Autocoro alles ist, nur kein Einzelfall!