Verfahren gegen Ackermann, Zwickel, Esser und Konsorten eingeleitet

Auch die Abwürgung des Streiks im Osten hat Zwickel nichts genützt. Es kommt gegen ihn zum Prozess in Düsseldorf.

Wir erinnern uns: Im Frühjahr 2000 wurde Mannesmann durch Vodafone
übernommen. Die Bedingung für die Zustimmung zu einer freundlichen
Übernahme, die der Mannesmann-Chef Klaus Esser stellte, war: 29,7 Mio.
DM Abfindung, 32,1 Mio. DM Anerkennungsprämie. 16 Mio. DM erhielten
Mitarbeiter aus Essers Team. Weitere 63,5 Mio. DM kamen insgesamt 18
pensionierten Vorstandmitgliedern oder deren Angehörigen zugute. Gegen
die 29,7 Mio. DM Abfindung von Esser hatte die Staatsanwaltschaft keine
Einwände. Es geht „nur“ um die 112 Mio. DM, die der
Aufsichtsratsausschuss für Vorstandsangelegenheiten im
Hauruck-Verfahren genehmigte. Nach Ansicht der Ermittler haben vor
allem Ackermann, Chef der Deutschen Bank, und Zwickel, damals Chef der
IGM, die Bereicherung ermöglicht. Ein weiteres Mitglied dieses Gremiums
war Joachim Funk, der damals Aufsichtsratsvorsitzender war – zuvor
Vorstandsvorsitzender. Er bediente sich selber mit einer Prämie von 6
Mio. DM und mit 5,3 Mio. DM als Abfindung für seinen Verzicht auf
zusätzliche Pensionsansprüche.

Weil Vodafone die Sonderzahlungen auf keinen Fall selbst leisten
wollte, aber auch keine Einwände hatte, sei den Angeklagten bis zur
Übernahme nur wenig Zeit geblieben. Deshalb sei über riesige Summen
innerhalb weniger Stunden ohne rechtliche Prüfung in diesem kleinen
Gremium entschieden worden.

Wegen der Eile wurden Protokolle verfälscht und umdatiert. Unter den
insgesamt 61 Zeugen sind auch einige Mitarbeiter der
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, die massiv vor einer Auszahlung
gewarnt hatten. Trotz der Bedenken der Wirtschaftsprüfer sei
insbesondere Zwickel davon ausgegangen, dass ihr Handeln nicht entdeckt
würde.

CDU-Chefin Angela Merkel bezeichnete die Klage als „Schlag gegen den
Wirtschaftsstandort Deutschland“. Der Unternehmensberater Roland Berger
sprach von „Menschenjagd und Vorverurteilung“.

Warum kommt es zum Prozess, obwohl prominenteste Anwälte versuchten,
diesen niederzuschlagen? Vermutlich auf Veranlassung von Aktionären,
die sich geprellt fühlten.

Richtig betrogen wurden die Arbeiter und Beschäftigten von Mannesmann,
darunter viele IGM-Mitglieder. Dass es nach Aufdeckung des Skandals –
spätestens 2002 – in der Gewerkschaft zu keinem Sturm des Protestes und
zu Rücktrittsforderungen gekommen ist, verwundert stark. Dies ist
Ausdruck der momentanen politischen und organisatorischen
Rückständigkeit der Arbeiterklasse.

Dieser Prozess, der zwangsläufig große öffentliche Aufmerksamkeit
erzielen wird, kann ein Schritt zur Aufklärung der Massen über dieses
faule, korrupte System der Herrschaft von Absahnercliquen sein. Die
ehemaligen Chefs der IGM, wie Steinkühler und Zwickel, sind in diese
Cliquen als willfährige Helfer und „Spezies“ eingebunden. Sie gehören
ins Gefängnis, das auf Untreue – so die Anklage – droht.