"Ich bin ein Patriot, meine Heimat ist in Deutschland"
verkündete jetzt Theo Müller, Besitzer von Müller-Milch.
Deshalb nimmt er gern Subventionen vom deutschen Staat und nutzt jede
Steuerlücke aus, um keine Steuern zahlen zu müssen. Hier ein
kleiner Auszug aus einem Artikel des gewiss nicht Unternehmer-feindlichen
Manager-Magazin vom 23.5.03:
"Einst
war die ostdeutsche Sachsenmilch AG ein Sanierungsfall. Doch dann kam
der westdeutsche Milchmillionär Theobald Müller. Der kaufte
die insolvente Molkerei zum Spottpreis und sanierte sie mit Hilfe von
Steuergeschenken und Investitionszulagen.
Der Sachsenmilch-Großaktionär, bundesweit bekannt durch die
Marke Müller-Milch, erwirtschaftete mit dem Unternehmen in Leppersdorf
bei Dresden schließlich hübsche Gewinne. Nicht nur, weil Rekordergebnisse
erzielt wurden, sondern auch, weil die Molkerei jahrelang einen höchst
lukrativen Verlustvortrag von über 125 Millionen Euro mit sich herumschleppte.
Der garantierte Steuerfreiheit.
Nun ist aber der Herr Theobald Müller kein Mann, der gerne teilt.
Deswegen hat er sich allerlei hübscher Bilanztricks bedient, um den
kümmerlichen Rest der Kleinaktionäre nicht am Gewinn beteiligen
zu müssen. Schon seit Jahren zahlt der Milchmogul keine Dividende.
Stattdessen bildete er trotz der umfangreichen Verlustvorträge Jahr
für Jahr Steuerrückstellungen. Allein 2001 wurden in der Bilanz
16,5 Millionen Euro unter diesem Posten ausgewiesen, vor drei Jahren waren
es immerhin 6,2 Millionen Euro."
Steuern für das Kapital hält er offensichtlich für unpatriotisch.
So etwas lässt er lieber Arbeiter und Angestellte zahlen, die sowieso
viel zu unverschämt sind.
Auch Bauern melkt er gern – hier wieder ein Zitat aus dem Manager-Magazin
vom 23.5.03:
"Im vergangenen Jahr schließlich protestierten 2000 wütende
Milchbauern gegen den Milchbaron, weil der ihnen im Handstreich die Preise
um zehn Prozent gekürzt hatte. Auf den Vorwurf, er treibe die Landwirte
in den Ruin, reagierte Müller mit geradezu majestätischer Ignoranz:
Nicht er übe Druck auf die Bauern, ließ er über seine
Geschäftsleitung mitteilen, sondern die Bauern übten in ‚unangebrachter
Weise‘ Druck auf das Unternehmen aus. ‚Damit‘ so Müller weiter, ’schaden
die nur sich selbst.’"
Nun geht Müller aus Patriotismus in die Schweiz und verlegt auch
den Firmensitz dorthin. Damit will er 200 Millionen Euro Erbschaftssteuer
sparen, natürlich nur um den "Standort Deutschland" zu
stärken, wie er erklärte. Müller im Originalton: "Ich
kann nicht akzeptieren, dass es diese Steuer in Deutschland gibt".
Und für ihn gibt es einen Ausweg – selbstverständlich gesetzestreu.
Er muss nur in die Schweiz gehen. Viele Arbeiter und Angestellte können
ihre Lohn- und Einkommenssteuer auch nicht akzeptieren, weil ihnen damit
ihr sauer verdientes Einkommen drastisch gekürzt wird. Aber sie müssen
zahlen und haben keine legalen Schlupflöcher. Die Steuergesetze sind
für das Kapital geschrieben! Es ist klar, dass ein solcher Staat
kein Geld für Rentner, das Gesundheitssystem, Bildung, Arbeitslose,
Sozialhilfeempfänger usw. hat. Der Staat braucht das Geld für
die "bedürftigen" Kapitalisten! Müller übertrifft
mit seiner Abzockerei jeden "Florida-Rolf" um ein zigtausendfaches.
Bei "Florida-Rolf" waren SPD, CDU/CSU, FDP und Grüne eifrig,
sofort die Gesetzeslücken zu schließen. Doch dem Müller-Milch-Patrioten
stehen die Scheunentore für seine Steuerflucht weit offen!